Liv Billerbeck
*Berlin-Ost
Zeichnung, Skulptur, Text
Spielt in den Bands:
Die Letzten Ecken
AUS
Olaf und Olga
Die Schiefe Bahn
Schimmel über Berlin
Die Sonne
Betreibt das Kunstprojekt
Schlechte Gedanken, gewachsen auf meinem Kopf, 2.05. (20:35) - 3.5.2023 (05:32)
Die Forenmitglieder küssen sich jetzt auf die Münder
Die Arbeitenden fuhren auf dem zugefrorenen See Schlaufen und kratzen Muster ins Eis. Sie schwangen sich auf, umfllirrten sich, die Arme hingen mal links, mal rechts runter, dann wurden sie hoch gen Himmel gestreckt. An den blauen Anzügen zog das Leinen kleine Blasen. Sie streichelten Schneeflocken, warfen sich fertige Bälle zu und tanzten das große Ballett. Die erste in der Kette hatte Essbares in die Kugeln gerollt, die letzte stapelte unter der Wassereiche den Turm auf. Aus der Hütte trugen sie getrocknete Holzreste herbei und schnitzen den ganzen Tag kleine Haarbürsten für Paartherapien, die die Teilnehmer*Innen beim Betreten der Sitzung geschenkt bekamen um sich während des Streitgesprächs gegenseitig die Haare zu kämmen, wenn sie denn welche hatten. „So stellt man Nähe her,“ sagte Frau Dr. Maritius. Nach er Arbeit fegte Sezin noch die Späne vom Eis und ging für alle Lottoscheine kaufen. Die Stiefmütterchen tragen noch Ringelsocken, nur der Postelein steht stramm im Nebel. Halbkugelige, flugfähiger Käfer arbeiteten emsig als Logopäd*Innen am Stadtrand für Opfer von Flugunfällen und menschlichen Zufallsverletzungen. In der Wintertraube hockte der Staat und bestickte für die Bienenkönigin mit Samt bezogene Sänften. Am nächsten Morgen schlagen die Arbeitenden das Eis auf, fangen wieder Fische und kratzen Nachrichten in den See, die der Frühling holen wird. Große Liebesbekundungen an die Arbeitenden vom angrenzen Betrieb, die sie nie lesen würden. Sezin schaute Abends die Ziehung am Mittwoch. Das Steißbein war mit Wärmepflastern beklebt, die Hände steckten in Schüsseln mit getrocknetem Allerlei. „Zahlendreher passieren allen“, sagte ihre Mutter am Telefon und schob sich einen Löffel Kartoffelbrei in den Mund. Das Jahr hatte noch 321 Tage. Der Türöffner in eine andere Welt waren oft bereits geschüttelte Hände. Bald würde das Eis schmelzen, dann würden sie den See reinigen, Schadstoffe filtern und ihn so einstellen, dass er nicht in Algen einbrechen würde bei den zu erwartenden Sommerkatastrophen. Ab Mai würde Sezin, wie die anderen, Ruderboote fahren, mit weißen Spitzenschirmen auf denen sich Leute erholen werden, die geschwollen Füße auf die Kanten legen und Hüte ins Gesicht ziehen und sie mit ihren Problemen belasten würden. Mittwochs und Samstag würde sie Lottoscheine kaufen und während der Ziehung ihre Mutter anrufen. Sie würde kalte Lappen im Nacken haben und ihre Mutter würde sagen „Zahlendreher passieren allen“. Nachts würde sie die Taucherglocken flicken für die Arbeitseinsätze im Herbst. Die gehäkelten Krawatten für den Auszeichnungsabend, hatte sie mit Handwäsche gewaschen. Sie trockneten langsam bei der eisigen Kälte. Die Silbermöven kreisten. Ihr erstes Schlichtkleid unterschied sich vom Jugendkleid durch Schulter- und Rückenfedern.
Die Silbermöwen sprachen lupenreines Englisch, eine war Professorin für Japanische Lyrik in Oxford und besuchte ihre Schwester im Brandenburgischen. Sezin warf den Ofen an und zog getrocknetes Holz aus dem Schuppen und schob den gefüllten Schlitten aufs Eis.
Nicht nur die Tomaten kranken.
Aufgeklappte Waffen
liegen auf dem Tisch.